Jun C, Endrunde - Die Freuden und Leiden eines Trainers

16.04.2019

Am vergangenen Wochenende wurde das C1 Vize-Regionalmeister.

Samstag, 13. April 2019
Am Samstagvormittag erwache ich vorzeitig. Nervosität macht sich bereits bereit, obschon ich bereits seit über 20 Jahren Unihockeytrainer bin… Wieso nicht mehr Gelassenheit, bin doch ein alter Hase! Erst auf dem Crosstrainer kann ich mich beruhigen und das erste Spiel im Kopf vorbereiten.

Kurz vor dem Mittag treffe ich das Team am Bahnhof Zäziwil. Mein Trainerkollege, Christof, fährt den Kleinbus mit den Kids und ich mache den Materialtransport mit dem PW.

Unsere C-Endrunde findet in Lyss, in einer wunderbaren Sportanlage statt. Als Emmentaler reibt man sich die Augen: Unzählige Fussballfelder, moderne Grossfeldhallen, Leichtathletikbahn, Skating Anlage, Basketballfelder etc. Die Junioren sind begeistert und wir Trainer planen gleich das erste Einlaufen auf der Tartanbahn.

Beim Betreten der Garderobe die nächste schöne Überraschung: Die Mütter der Kids haben die Garderobe geschmückt und die Dress säuberlich für jeden Junior aufgehängt. Sportlerernährung steht bereit – besser geht es nicht!

Das 1. Spiel gegen UHC Avry naht. Aus Nervosität verschreibe ich den ersten Spielrapport. Wie peinlich! 45 Minuten vor Spielbeginn die erste Teambesprechung: „Was sage ich nur über den Gegner, den ich überhaupt nicht kenne?“ Schwamm drüber – ich hebe die eigenen Stärken in den Vordergrund und appelliere auf Gelassenheit…(selber bin ich immer noch nervös…)

14 Uhr – Anpfiff gegen Avry. Rasch bemerken wir, dass der Schiedsrichter extrem streng, aber sehr korrekt nach Reglement pfeift, was wir die ganze Saison nie hatten. So hagelt es Strafen beidseitig und unser Linienkonzept wird über den Haufen geworfen (fast nur Power- oder Boxplay). Plötzlich sackt ein Spieler von uns schreiend zusammen. Mein Kollege Christof kümmert sich sofort um den Spieler und ich suche unser Sanitätsmaterial. Natürlich in der Garderobe! Ich renne dorthin, während das Spiel trainerlos weiterläuft.
Erst nach ein paar Minuten können wir uns fangen und das Spiel bestimmen. Nach dem Pausentee kippt das Spiel endgültig auf unsere Seite und alle Feldspieler bekommen Einsatzmöglichkeiten. Der erste Sieg ist mit 11 : 2 Toren im Trockenen.

Nun haben wir eine 3-stündige Pause. Ausgiebig Zeit, um jetzt die Gegner zu beobachten.

18 Uhr – UHC Kappelen, der Gastgeber, ist der nächste Gegner. Diese schiessen von der ersten Sekunden aus allen Lagen. Wir sind aber darauf vorbereitet und blocken die Schüsse ausgezeichnet.
Offensiv tun wir uns schwerer und scheitern unzählige Male an der starken Torhüterin. Wir bleiben sehr fokussiert und gewinnen das Spiel verdient mit 8 : 2. Halbfinale erreicht! Leider verletzt sich auch hier noch ein torgefährlicher Spieler in der letzten Minute.

Sofort gilt es nun die Speicher mit Pasta zu füllen. Die Spielereltern haben dies grandios vorbereitet. Herzlichen Dank. Müde und zufrieden geht es nach Hause.

Sonntag, 14. April 2019
Von der letztjährigen Finalrunde weiss ich, dass der Tag 2 viel schwieriger wird als der erste, prallen doch hier oft gleich starke Teams aufeinander. „Leider“ sollte ich Recht behalten…

Unser Halbfinalgegner, Olten Zofingen, hat uns am Vortag mit einem 10 : 10 gegen Wiler-Ersigen beeindruckt.
Kaum läuft das Spiel, überrollt uns der Gegner und schiesst uns mit gezielten Distanzschüssen regelrecht ab. Nachdem 0 : 5 habe ich genug und nehme nach 10 Minuten das Time-Out: „Macht die Schussbahn zu, geht energischer in die Zweikämpfe und schiesst hoch gegen den nicht so grossen Goalie“, schreie ich in die Runde ist es doch sehr laut. Endlich gelingt uns das erste Tor, doch im Gegenzug klingelt es wieder bei uns. Wie begossene Pudel trotten wir mit einem 2 : 7 Rückstand in die Garderobe. Hier nehmen wir Trainer die ganz grosse Tafel hervor und schärfen allen das bessere Deckungsverhalten ein.
Geladen betreten wir alle das Spielfeld. Plötzlich kriegen wir Zugriff zum Spiel und holen langsam auf. Irgendwann schaue ich Christof an, wir nicken: „All-in – Umstellung auf nur 2 Linien mit aggressivem Forechecking, sonst können wir den Rückstand nicht ganz wettmachen.“
Unsere Teamleader auf dem Feld übernehmen jetzt das Zepter und wir können tatsächlich unter tosendem Applaus der Tigerfans ausgleichen. Eine Minute vor Schluss gelingt uns sogar die erstmalige Führung, welche wir mit Hängen und Würgen verteidigen und das Spiel doch glücklich 9 : 8 gewinnen! Finale gegen Wiler!

Das Einlaufprozedere im Final ist einzigartig und verleiht mir Hühnerhaut:
Die Halle ist dunkel. Eine Lightshow beginnt. Aus den grossen Boxen ertönt der dumpfe Countdown „ten, nine…“ Ein Spot geht an und die Spieler laufen mit Feuer und Rauch in die Arena ein. Nach dem Schlachtruf ruft der Speaker die Starting Three mit Goalie aufs Feld. Die Zuschauer machen mit vielen Kuhglocken mächtig Lärm.

Nach dem ersten Bully gibt Wiler mächtig Gas und wir kassieren bereits nach 2 Einsätzen die ersten Gegentore: „Das gibt es doch nicht, geht es uns Trainer durch den Kopf“. Der Lärmpegel ist hoch, es ist nicht einfach, das Team zu erreichen. Nebst den Verletzten fällt ein eingeplanter Spieler noch wegen Kopfschmerzen aus und muss ersetzt werden.
Mit Verspätung eröffnen auch wir das Score. Das Spiel ist enorm spannend und vom Tempo ein würdiges Finalspiel.
In der zweiten Halbzeit gehen wir sogar einmal in Führung. Da ändert Wiler die Taktik, schiesst weniger, lässt uns auflaufen und nutzt den Platz im Rückraum mit blitzsauberen, erfolgreichen Kontern. Durch die Parforce-Leistung im 1. Halbfinal, die angeschlagenen Schlüsselspieler fehlt uns am Schluss das 1. Mal in dieser Saison die Luft und verlieren so knapp 10 : 12.
Das bedeutet die 1. Saisonniederlage in dieser Saison 2018/19. Nach dem Schlusspfiff gibt es das 1. Mal enttäuschte Gesichter in unserem Team. Hier hilft mir jetzt die lange Erfahrung und gratuliere umgehend dem Gegner zum Sieg. Wiler war im Final ein Tick besser und hat so verdient gewonnen. Punkt.

Nach so einem verlorenen Finalspiel hast du als Trainer viel Arbeit. Es gilt die Kids wieder aufzurichten und das Positive herauszuheben. Alle haben eine schöne Silbermedaille umgehängt – hingegen Olten hat grossartig gespielt und geht mit leeren Händen nach Hause.

Beim super organisierten Apéro der Eltern hast du nun als Trainer den passenden Rahmen, um den Eltern für ihren unermüdlichen Einsatz während dem Endturnier und der ganzen Saison zu danken.

Als Dank gibt es von der Juniorenchefin, Monika, für jedes Teammitglied ein Tigers-Cap mit der Aufschrift „Siegertypen“. Dies trifft für dieses Team zweifellos zu. Die Basis wurde dabei in den vielen Trainings gelegt, wo die sehr lernwillige Truppe stets mitzog. Christof und ich haben diese Saison als sehr motivierend erlebt: „Bravo Giele und Modi, das kommt gut!“

Dieser zweite Tag war für mich als Trainer unglaublich spannend. Du musstest sehr schnelle Entscheidungen treffen und durftest den Überblick nicht verlieren. So floss das Adrenalin auch bei einem ruhigen Emmentaler auf Hochtouren! Ich habe fertig oder bin fertig…

Der Trainer (Res)